Die folgenden Tabellen und Grafiken liefern die notwendigen Ergänzungen zu meinem gleichnamigen Blog über den Stand des Hungers in der Welt, auf den Online-Seiten des "der Freitag".
Der bisher beste, grobe Indikator, um mit einfachen Mitteln den chronischen Hunger unter Kindern und Jugendlichen zu erfassen, ist die Messung der Körperlänge, mit Bezug auf das Entwicklungsalter (Height for age,HAZ). Mit diesem Maß, Bestandteil der Z-scores der WHO (WAZ,WHZ,HAZ) , werden auch die Auswirkungen des Hungers bis ins höhere Kindesalter miterfasst und trennscharf abgebildet, was z.B. mit dem Maß, Gewicht zur Körperlänge und Gewicht bezogen auf das Alter, nicht so gut gelingt.
Diese Grafik zeigt, dass der ernährungsbedingte Kleinwuchs sich auch im 21. Jahrhundert auf sehr hohem Niveau hält. Selbst in den Ländern und Großregionen, die deutliche Fortschritte machten, z.B. in den asiatischen Staaten, liegt der Anteil der durch Hunger kleinwüchsigen Kinder weiterhin bei 20%, einem Fünftel der aufwachsenden Kinder. Das hat nicht nur Auswirkungen auf den Körperbau, sondern auch auf deren Hirnreifung und Hirnentwicklung. Besonders ungünstig schneidet Afrika ab. Besonders die Subsahara-Staaten bleiben auf einem Niveau von 30- 40% chronisch hungernder Kinder und Jugendlicher. Selbst in den entwickelten Staaten hungert jedes 20. Kind chronisch und in Südamerika (LAC), jedes zehnte. (Ausrufezeichen und rote Einkreisung, vom Blogautor eingefügt)
Der leider 2014 verstorbene nigerianische Professor und Ernährungswissenschaftler und die Micronutrient Initiative untersuchten spezielle Mangelerscheinungen in einem der Länder mit der höchsten Quote an hungernden Kindern und Müttern, Nigeria. Kein Wunder, dass es, als Teil des versteckten Hungers, an essentiellen Nahrungsbestandteilen ebenso fehlt, wie an den reinen Kalorien.
Die 2003er Empfehlungen der WHO für eine gesunde Ernährung, sind selbst unter unseren Bedingungen, für Familien und Singles mit niedrigen Einkommen nur schwer einzuhalten. Wer kann sich täglich 400g Früchte und vor allem Gemüse leisten? Mit einer der vier, bei uns noch wirklich massenhaft in Supermärkten angebotenen Apfelsorten und den allfälligen Bananen, ist es jedenfalls nicht getan und vor allem im Winter wird es auch richtig teuer.
Missing link in Development”,Tuesday, 8th March 2011, PROTEA HOTELS, Ikeja, Lagos). (Verfremdung, zum Zwecke des Perönlichkeitsschutzes durch den Blogautor)
Eine gefürchtete und häufige Begleiterscheinung des chronischen Hungers, ist die mangelnde Ausreifung des Großhirns. Hier sieht man an einem Neuron die dentritischen und axonalen Aussprossungen, die in der Hirnrinde die einzelnen Neurone in einem dichten Netzwerk verbindet. Neue Verbindungen werden bis zum Ende des Lebens geknüpft, allerdings gehen auch viele alte Kontakte verloren. Unter- und Mangelernährung greifen an den Neuronen selbst, aber auch an den hier nicht dargestellten Versorgungs- und Hüllzellen des ZNS, des peripheren und vegetativen Nervensystems an. So wird die Myelinbildung um periphere Nerven ebenso gehemmt, wie das Sprossen der Dentriten, das Auswachsen der Axone und die direkte Blutversorgung der Nervenbahnen. Kinder die chronischen Hunger leiden, haben auch häufiger Störungen des vegeativen Nervensystems und leiden unter Herzrhythmusstörungen.
Dieses Sammlungen sind jedem Interessierten zu empfehlen. Hier zeigt eine Grafik die gürtelartige, globale Verteilung des ernährungsbedingten Minderwuchses. Afrika und Asien sind die Schwerpunkte. Südamerika hat große Fortschritte gemacht, ebenso die BRIC- Staaten. Schwarze Löcher der Welternährung sind Afghanistan, die Demokratische Republik Kongo und Somalia. Diese Länder geben keine brauchbaren Informationen an die WHO, UNICEF oder die Weltbank. Der Anteil Hungernder ist dort hoch, wie man durch die Arbeit von NGOs weiß.
Christoph Leusch
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen