Montag, 23. August 2010

Der Hainich - Wildnis als Kulturprodukt

     Blick von der Hainichhöhe ins Werratal

Der Hainich, Deutschlands jüngster und kleinster Nationalpark, hat zum Hauptziel, in seinen südlichen Gebieten sowohl die Sukzession, d. h. den natürlichen Wechsel der Biotopstruktur, ohne menschliche Eingriffe ablaufen zu lassen, als auch, westlich und nördlich, eines der letzten zusammenhängenden Waldgebiete mit alten Rotbuchenbeständen (Buchenplenterwald) zu schützen und weiter zu entwickeln.

Im Zeitraffer stellt derzeit die Natur auf dem Nationalparkgelände wieder her, was einmal die Hauptvegatationsform Germaniens zur Jungsteinzeit war. Die Rekonstruktion der 6000 Jahre Flächengeschichte verdeutlicht den massven Eingriff des Menschen, der den Wald zurück drängte und nutzte.


Vor 6000 Jahren lebten am östlichen Hang des Hainich, also in Richtung auf die Saale-Ebene an moorigen Seen und auf einigen Lichtungen Steinzeitmenschen als Jäger und Sammler. Ringsum gab es nur Wald, der hauptsächlich von Eichen gebildet wurde.


                                 Der Hainich vor ca.6000 Jahren, Wald, Wald, Wald und Moorseen

Vor 3000 Jahren sah es dann schon ein wenig anders aus. Die jungsteinzeitlichen Menschen legten
Siedlungen an und begannen, mit dem Vieh unter einem Dach, von den Seeufern aus das Land zu kultuvieren. Sie kannten die Urgetreide, Einkorn, Emmer, Dinkel und begannen mit der Viehzucht. 



                                 Hainich vor ca. 3000 Jahren, Lichtungen von Menschenhand

                                 Opfermoor bei Niederdorla
                                                      

                                 Opfermoor, Niederdorla, Wohnstallhaus

                                  Spartanische Innenausstattung,Wohnstallhaus,Opfermoor

                                                     Idol, nachempfunden jungsteinzeitlich 

Im Wohnstallhaus leben Menschen und Haustiere unter einem Dach. Das große, tief herunter gezogene  Reetdach schützt zwar gut gegen die Witterung und fehlende Fensterflächen halten die Wärme einer Großfamilie und ihrer Haustiere, aber die fensterlose Konstruktion macht das Arbeiten und Leben nicht einfach. Zudem birgt diese Art Bauten ein hohes Risiko, muss im Haus gekocht oder geheizt werden. Werkstätten und Lager waren eher in den kleineren Grubenhäusern untergebracht. Die Grubenhäuser sind denkbar einfach konstruiert. Eine rechteckige Grube wird mit Weidengeflecht so angelegt, das großflächige mit glattgedrücktem Lehm abgedeckte Seitenbänke enstehen. Auch der Boden des Grubenhauses kann mit gestampftem Lehm eingeebnet sein.

                                 Opfermoor, Grubenhaus

                                 Opfermoor, Grubenhaus, Rohbau, Konstruktion

                                              Lager und Werksatt im Urhaus, Opfermoor

                                 Luftige und feuchte Angelegenheit, Rohbau, Grubenhaus

                                    Flechtwerk vor der Lehmfüllung,Opfermoor,Niederdorla



                                 Landschaftspflegerin mit ihrem Nachwuchs,bei Craula

Um 1300 hatte der enorme Holzbedarf der Städte (Brenn- und Bauholz) und der Protoindustrie, Mühlen aller Art, diverse Hüttenwerke, sowie der Ausbau der Agrarflächen auf den besten Böden bereits zu einer weitgehenden Entwaldung des Thüringer Beckens geführt.  

                                 Um 1300 n. Chr., Felder und Städte an Saale und Unstrut


                                                         Junker Jörg und Jörg?,Wartburg

      Bildungssprayer, Liedkundiger, Mühlhausen


                                                        Ihlefelder Kreuz,um 1550? 1570?
  Bär jagt Mann, Ihlefelder Kreuz, Hainich



                                   Ihlefelder Kreuz, vor dem Dschungel, Hainich, Niederwald

Um 1800 stellen sich Verhältnisse ein, wie sie bis heute existieren. Der Kahlschlag hat fast seine maximale Ausdehnung erreicht. Seit den 1550er Jahren werden die Streitereien um die Nutzung der verbliebenen Waldflächen zu einem Dauerthema. Bäuerliche Armut hieß damals, auf den "Waldfrevel", die Entnahme von Klaubholz und grünem Holz, gegen die strengen Forstregeln, angewiesen zu sein, um die eigene Fron und die herrschafltichen Abgaben ableisten zu können, um Brennholz für den Winter zur Verfügung zu haben, um den Wald als zusätzliche Weide für das bäuerliche Vieh zu nutzen.


                                 Um 1800 ist der Kahlschlag fast auf heutigem Niveau

Der immer weiter steigende Holzbedarf veränderte den Waldcharakter. Nadelhölzer wuchsen schneller und die neu angelegten Nadelholzbestände wurden dicht und fast in linerarer Ordnung angelegt. Der Thüringer Wald ist nun weitgehend ein von Waldbesitzern geschaffener Nutzholzwald aus Nadelhölzern, vorwiegend Fichten und Tannen (dunkelgrüne Areale).

                                   Der Ist-Zustand mit dem Nationalpark-Areal


Natur und Landschaft des Nationalparks Hainich:

     Blick auf den nördlichen Hainich


      Wernershausen vor dem Hainich, oberhalb von Nazza 

     Totholz, Moosspinne, im Hainich 

                                                Betteleiche im Ihlefeld, Hainich

                                               Betteleiche

      Inonotus dryadeus, Tropfender Schillerporling


       Blick vom Beobachtungsturm Nationalparkzentrum-Thiemsburg in die Unstrut-Ebene

     Südöstlicher Hainich, der urwaldähnliche Wald

     Hainich- "Urwald" Richtung Craula

                         Wachholderhög bei Craula
     Nach Kammerforst, Mühlhausen und weiter, bis nach Bad Frankenhausen

                        Wollköpfige Kratzdistel, Cirsium eriophorum

    Bufo bufo, Erdkröte

     Riesenschlupfweste, Dolichomitus imperator

      Riesenschlupfwespe, Dolichomitus imperator

      Steinhummel, Bombus lapidarius

                   Schachbrett, Melanargia galathea

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